Philosophie

 

Weinanbau ist nicht einfach nur ein Beruf, es ist eine Berufung mit viel Liebe, Erfahrung, Experimentierfreude und Genugtuung etwas Wertvolles zu erzeugen, von dem man selbst überzeugt ist.

 

Wir reden nicht über Nachhaltigkeit, wir leben und lieben die Natur. In unserem Weingut sehen wir uns sogar als Partner der Natur und wollen ihr keinen "Stempel aufdrücken", denn jeglich übertriebene Eingriffe führen zu Über- oder Untersteuerung und damit zu erhöhtem Aufwand. Seit mehreren Jahren verzichten wir z.B. ,in unseren Weinbergen in Saulheim, komplett auf Glyphosat. Der CO²-neutrale Anbau ist uns ein Anliegen. So werden mit intelligenten Werkzeugen mehrere Arbeitsgänge mit einer Durchfahrt durch die Weinbergszeile erledigt. Der Natur zu Liebe verzichten wir z.B. auch auf Selbstklebeetiketten und nehmen leere Flaschen zwecks Wiederverwendung zurück.

 

Unser oberster Grundsatz ist es, nur die Reben zu pflanzen, die am jeweiligen Standort gute Ergebnisse erzielen. Das ist unsere Auslegung des mittlerweile überstrapazierten Schlagwortes „Terroir“. Dabei stützen wir uns auf die Überlieferungen und Erkenntnisse in unserem seit Generationen bestehenden Familienweingut. Außerdem ist Saulheim seit mehr als 1250 Jahren weinbautreibende Gemeinde. Da weiß man welche Reben auf welchem Standort gedeihen.

 

Das heißt natürlich nicht, dass man sich nur auf die traditionell angebauten Sorten beschränken muss. Der nicht mehr wegzudiskutierende Klimawandel hat uns mit früherem Austrieb und damit längerer Vegetation bis zur Lese hin, so viel Entwicklungsvorsprung beschert, dass man im Herzen Rheinhessens Weine erzeugen kann, von denen man vor 2 oder 3 Jahrzehnten nicht einmal träumen konnte.

 

Wir sehen mit der Kultivierung internationaler Rebsorten keinen Bruch mit der Tradition, sondern vielmehr den gelungenen Spagat zwischen dem Wirken unserer Vorfahren und einem modernen klimaangepassten Weinbau. Die Winzer im 19. und 20. Jahrhundert waren gut beraten, im Bestreben das Maximum an Qualität in Verbindung mit guten Erntemengen zu erzielen, den Silvaner und Portugieser als Hauptreben zu pflegen. Auch der später hinzukommende Müller Thurgau und die „Geschenke“ des im nahen Alzey wirkenden Dr. Scheu, in Form von interessanten Neuzüchtungen, hatten einen gehobenen Stellenwert.

 

Die Möglichkeit aber, einen Merlot, Cabernet Sauvignon, Chardonnay, Sauvignon Blanc oder Grünen Veltliner zur Vollreife zu bringen war damals nicht gegeben. Wir legen die Tradition so aus, dass wir uns nicht hinter den Leistungen unserer Vorfahren verstecken, sondern uns verpflichten unseren Kindern und Enkeln zu zeigen, was machbar ist. Wie wertvoll der Klimawandel in unserer Region insbesondere für den Wein ist, kann man an unserem vielfältigen Angebot sehen.